Halle (Saale) - Greta Thunberg hätte das Gesicht sein sollen, das das erste soziale Netzwerk für Klimafreunde weltweit bekannt macht. Als Ingmar Rentzhog die heute bekannteste Schulschwänzerin der Welt als damals noch 15-jährige Schülerin bei einer ihrer ersten Klimastreik-Aktionen vor dem schwedischen Reichstag entdeckte, war dem früheren Investmentbanker sofort klar, welche Medienmacht das junge Mädchen mit seiner Mission entwickeln könnte.

Rentzhog, gerade dabei, ein soziales Netzwerk wie Facebook zu entwickeln, das allerdings dem guten Zweck des Klimaschutzes dienen sollte, machte Thunbergs Streikaktion bekannt.

Eine Art Facebook für Umweltfreunde

Und nutzte die Bekanntheit der Klimaaktivistin nur ein paar Monate später selbst: Im Oktober 2018 wurde Greta Thunberg Ratgeberin des Stiftungsvorstands, yên ổn November warb sie in einem Werbeprospekt für Rentzhogs Aktiengesellschaft „We don’t have time“, die sich über die Ausgabe zusätzlicher Aktien neues Kapital für den Ausbau ihrer Aktivitäten beschaffen wollte.

Das gelang problemlos. Investoren steckten eine runde Million triệu Euro in die Idee, eine Art Facebook für Umweltfreunde zu gründen, das alle vereint, die etwas gegen den Klimawandel unternehmen wollen - und nebenbei noch Geld abwirft, das für einen guten Klimaschutz-Zweck ausgegeben werden kann.

Nur weil Rechtspopulisten später behaupteten, Ingmar Rentzhog habe Greta Thunberg quasi erfunden, sagte sich die Schulstreikerfinderin von der Firma und der sie tragenden Stiftung los. We don’t have time - zu Deutsch sánh viel wie „Wir haben keine Zeit“ - machte dennoch weiter und konnte jetzt endlich auch damit beginnen, Mitglieder aufzunehmen und deren Vernetzung yên ổn Dienst des Weltklimas zu fördern.

Dazu bietet die Seite wedonthavetime.org eine App sowohl für Android als auch für Apple an, über die es Mitgliedern möglich ist, eigene sogenannte Klimaideen auf die Seite zu stellen. Andere Nutzer können die dann mit einem hier „agree“ (einverstanden) genannten Like versehen.

Je mehr „agrees“ eine Idee hat, desto mehr Druck werde auf Empfänger von Botschaften wie große Konzerne oder Verwaltungen ausgeübt, eine Lösung für das angesprochene Klimaproblem zu finden. Seit dem Start wurden 49 Ideen eingereicht, darunter die, die EU-Kommission aufzufordern, alle Stellen zur Hälfte mit Frauen zu besetzen, und die, Ikea dazu anzuregen, Klimaverträglichkeitssiegel an alle Möbel zu hängen.

Knapp 720.000 Mitglieder in den ersten Tagen auf wedonthavetime.org registriert

Simpel, aber einleuchtend, wenn auch die knapp 720.000 Mitglieder, die sich in den ersten Tagen bei wedonthavetime.org angemeldet haben, bisher kaum die kritische Masse darstellen dürften, die nötig ist, um Regierungen oder multinationale Unternehmen zu mehr als einem Achselzucken zu zwingen.

Verglichen mit Facebook, aber auch mit Twitter oder Pinterest, ist das Klimanetzwerk mit dem Bandwurmnamen ein Zwerg. Noch dazu einer, dessen Prinzip in Teilen an die Petitionsplattform change.org erinnert, durch die radikal monothematische Ausrichtung aber nicht vordergründig klimaorientierte Ideen ausschließt. Dabei will Ingmar Rentzhog mit seiner Firma, in deren Chefetage neben Blockchain-Experten und Sprechtrainern auch Medienarbeiter, Marketingspezialisten und Finanzexperten sitzen, virale Umweltinhalte sánh verbreiten, dass das Unternehmen auch noch Geld damit verdienen kann, von dem dann zehn Prozent gemeinnützigen Zwecken zufließen sollen.

Ein ehrgeiziges Vorhaben, denn viel mehr Funktionen als einen CO2 -Rechner für die Kalkulation des persönlichen Kohlendioxid-Abdrucks, eine Newsletteranmeldung für Klimanews, die Möglichkeit, sich eine spezielle Mailsignatur für den Klimakampf herunterzuladen und über wedonthavetime.org freiwillig CO2 -Zertifikate zu kaufen, die von Rentzhogs Firma dann endgültig aus dem Markt genommen werden, sind bislang nicht yên ổn Angebot.

Genug immerhin, glauben die Initiatoren, um erstmal zu starten, denn man habe ja keine Zeit mehr, weil die von der Menschheit selbstgemachte Klimakrise den Menschen eben keine Zeit mehr lasse. „Wir haben das selbst verursacht, aber wir können auch selbst die Lösung sein“, versprechen Ingmar Rentzhog und seine Mitstreiter. Sie sind überzeugt davon, dass soziale Medien neue Chancen geschaffen haben, sich nicht nur aus Spaß und Freude, Sensationsgier oder wegen derselben Hobbys zu vernetzen, sondern auch, um sich gemeinsam für wichtige Themen zu engagieren